Damit die Kinder zu Hause oder in einer Institution in ein konstruktives Spiel mit Figuren finden,
brauchen Sie immer wieder Inputs und Anregungen. Beispielsweise kann durch das Weitererzählen einer Geschichte
oder eines Bilderbuchs und/oder durch zusätzliches Spielmaterial (auch Naturmaterial) das Spielen mit Figuren ergänzt, erweitert und bereichert werden.
Wichtig ist, dass sich die Kinder mit den
Spielfiguren identifizieren können, dadurch wirkt der Inhalt der
Vorspielhandlung auf das Kind wissens- und erlebnisbereichernd. Es lernt
beispielsweise auf indirektem Weg ein korrektes Verhalten in einer bestimmten
Situation. Darüber hinaus kann mit dem Vorspielen mit Figuren die Freude und die
Fantasie bei Kindern geweckt und der sorgfältige Umgang mit den Spielmaterialien vorgezeigt
werden.
Beim eigenen Spiel mit Figuren kann sich das Kind sowohl in seinem sprachlichen
Ausdruck wie auch im sozialen Umgang üben. Beispielsweise als Mitspielerin, als
Mitspieler lernt es, Verantwortung für das Spiel zu übernehmen und/oder die
eigenen Spielideen zu Gunsten von anderen zurückzustellen. Durch das Führen der
Spielfiguren wird es in seiner manuellen Geschicklichkeit (Feinmotorik)
gefördert.
Es folgen Hinweise, wie Sie sich auf das Spielen mit Figuren vorbereiten können und auf was es zu achten
gilt.
1. Die Geschichte auswählen
2. Die Figuren
3. Die Requisiten
4. Den Spielort gestalten
5. Vorspielen
6. Das Spielen der Kinder beobachten
1.
Die Geschichte auswählen
- Wählen Sie eine Geschichte mit
möglichst viel Handlung aus (Bilderbuch, Märchen, Klassenlektüre).
Poetische Texte sind schwerer umsetzbar.
- Überlegen Sie sich den Aufbau der
Geschichte – wie beginnt sie? Was passiert: Gibt es eine
Überraschung? Passiert etwas, das man nicht erwartet? Wie wird die Geschichte beendet? Teilen Sie die Geschichte also bewusst in einen Anfang, in einen Hauptteil und in einen Schluss ein.
- Versuchen
Sie, einfache, den Kindern vertraute Tätigkeiten aus der Lebenswelt in das Spiel einzubauen. Diese sollen die Kinder anregen, später
in ihrem Spiel ähnliche Situationen nachzuspielen. Beispielsweise spielen
die Hasenkinder im kleinen Rollenspiel Verstecken, im Garten werden Rüben
geerntet und daraus eine feine Rübensuppe gekocht.
- Mit
dem Vorspielen werden den Kindern Spielmöglichkeiten aufgezeigt, ohne
ihnen ein Spielschema aufzudrängen. Zudem ist es eine gute Möglichkeit,
die Kinder mit dem Spielzeug vertraut zu machen und in den Umgang mit dem
Spielmaterial einzuführen. Es geht auch darum, den Kindern die Sorgfalt im Umgang mit dem Material aufzuzeigen oder Spielregeln zu bestimmen.
2. Die Figuren
- Überlegen Sie, welche Figuren in
der Geschichte wichtig sind. Was machen sie? Erarbeiten Sie zu den einzelnen
Figuren einen Steckbrief, z. B. zum Sankt Nikolaus: Er lebt im Wald, ist älter, braucht ab
und zu eine Pause, kocht Tee, versorgt seinen Esel und die Waldtiere mit
Futter, kennt die Waldtiere und Pflanzen gut, backt Lebkuchen und Guetzli,
bereitet sich auf den 6. Dezember vor, sortiert und zählt die Sachen für den
Besuch bei den Kindern (Äpfel, Nüsse, Mandarinen)…
- Überlegen Sie, wie die Figuren
heissen, was sie können und welche Charaktereigenschaften sie auszeichnen. Das kann sehr hilfreich sein, wenn man vermeiden will, dass
die Kinder die Spielwelt zu einem Kampfplatz oder anderen destruktiven
Spielen umfunktionieren.
- Überlegen Sie, welche Figurenart
(beispielsweise Sockenfigur, Figur aus Papier oder Ton, Biegepuppe, Säcklifigur…) sich zur Darstellung
der Geschichte am besten eignet.
3. Die
Requisiten
- Welche Requisiten braucht es?
Beschränken Sie sich auf die wichtigsten. Ist der Sack für den Sankt
Nikolaus wichtig, sind z. B. Nüssli und Mandarinli drin. Das ist reizvoll, es können aber auch nur Kieselsteine sein ...
Die Kinder
können sich mit der eigenen Fantasie und durch die bildhafte Sprache der
Figurenspielerin sehr gut in reale Situationen hineinversetzen. Wenn der Sankt
Nikolaus einen Kieselstein aus dem Sack nimmt, daran riecht und sagt: "Mmmh, schmöckt dä Öpfel fein, und de no die glänzige Backe, die müesse no grad e chlei poliert wärde...", dann können sich die Kinder den Apfel gut vorstellen.
4. Den Spielort
gestalten
- Die
Gestaltung der Spielszene richtet sich nach dem gewählten Handlungsablauf
der Vorspielgeschichte. Eine Zwergengeschichte verlangt beispielsweise
nach einer Spiellandschaft, die mit Naturmaterial wie Rinde, Moos, Steine,
Sand, etc. aufgebaut ist.
- Die
verschiedenen Spielorte werden mit einfachen Mitteln angedeutet, damit die
Spielszene nicht überladen wirkt. Im Mittelpunkt soll das Spiel mit den
Figuren stehen.
- Weitere (Spiel-) Materialien stehen
zur Erweiterung der Spielwelt bereit. Z. B. befindet sich in Körben
sortiert verschiedene Naturmaterialien, eingefärbte Rebgazetücher und/oder weitere Figuren und Tiere, welche zum Spielen animieren.
Regeln, die es beim Spielort zu beachten gilt
Überlegen Sie …
- wie und was viele
Kinder mit den bereitgestellten Figuren spielen können
- wie der
Spielort aufgeräumt werden muss
- wo sich die
Grenzen des Spielortes befinden.
5. Vorspielen
5.1 Das Führen der Figuren
- Am
Spieltisch von hinten oder von der Seite her vorspielen, damit alle Kinder
das Geschehen gut mitverfolgen können.
- Die
Figuren so halten, dass die Hand der Figurenspielerin nicht alles
verdeckt. Die Figur z. B. an Stab führen.
- Die Figuren können tanzen, laufen, hüpfen, marschieren, aber
meistens nicht (durch die Luft) fliegen.
- Die
Figuren bewegen sich ihrem Charakter entsprechend
- Die
Gesichter der Figuren sind, wenn möglich den Kindern zugewendet, bei einem
Dialog etwas seitlich.
- Die
Person, welche die Figur führt, richtet ihren Blick auf die entsprechende
Spielfigur.
- Persönliche
Kleidung der Spielerin / des Spielers: Wenn möglich neutral.
5.2 Die Sprache / Stimme
- Für
das Vorspielen eine deutliche, anschauliche Ausdrucksweise wählen, nicht
zu schnell sprechen.
- Die
direkte Rede einbauen, nicht zu lange Monologe führen.
- Den
Figuren unterschiedliche Stimmen geben, entsprechend dem Charakter der
Figur.
- Die
Gespräche einüben, damit die Stimmvariationen während des
ganzen Vorspiels eingehalten werden.
5.3 Einstimmen – mit dem Vorspielen beginnen
- Die
Kinder auf das Vorspielen einstimmen, Beziehung zur Spielszene herstellen,
evtl. Kinder an einem neutralen Ort sammeln, mit einem bestimmten Ritual in die Vorspielwelt eintauchen (z. B.
durch einen goldenen Ring in die Märchenwelt hinein- und wieder hinaussteigen).
- Die Kinder so setzen, dass alle gut
zum Spielort sehen können (Kinobestuhlung).
- Den Anfang und den Schluss der
Geschichte bspw. mit einer Musik ein- und ausklingen lassen.
Während des
Vorspielens beachten
Überlegen Sie ob Sie die Kinder
während des Vorspielens einbeziehen wollen, z. B.
- Durch ausgewählte Fragen und/oder Lieder und Verse.
- Indem die Kinder etwas helfen, z. B. im Wald die Rehe füttern.
Nach dem
Vorspielen beachten
- Animieren Sie die Kinder, die
Geschichte weiterzuentwickeln.
- Regen Sie die Kinder an, eigene
Geschichten zu erfinden.
- Lassen Sie die Kinder «gut
eingeübte Geschichten» in einer Sequenz vorspielen.
6. Das Spielen der Kinder beobachten
Beobachten Sie die Kinder beim Spiel mit den Figuren. Ihre Spielinhalte geben Aufschluss darüber, wann ein Mitspielen oder ein weiteres Vorspielen notwendig ist. Durch Interaktionen und durch das Bereitstellen von zusätzlichen Materialien oder weiteren Figuren kann der Spielplatz verändert und/oder aktualisiert werden.